Anfang September 2005 fliegen wir für drei Wochen nach China! SUBEKI darf diesmal nicht mit – kein Segelrevier! Wir haben im Internet eine Einzelreise kreuz und quer durch dieses Riesenland direkt in China gebucht, inklusive Tibet, sieben Inlandflügen, Führer mit Wagen, Hotels und einer einwöchigen Yangtse-Fahrt. Es war uns doch zu riskant, als Backpacker auf eigene Faust dieses Unternehmen zu wagen, da wir weder chinesisch sprechen noch lesen können und zumindest auf dem Lande die wenigsten Chinesen Englisch verstehen.
Unsere Reise durch das uralte Riesenreich beginnt in Peking, mit einem Besuch des kaiserlichen Sommerpalastes aus dem 18. Jahrhundert, einem Juwel chinesischer Garten- und Handwerkskunst. Er wurde zweimal durch europäische Truppen zerstört, zuletzt anlässlich des Boxeraufstands im Jahre 1900, aber auf Weisung der Kaiserin Witwe CiXi wieder aufgebaut.
In den engen Gassen des Altstadtgebiet, finden wir noch echte Houtongs, eine alte mandschu- chinesische Hausform mit Innenhöfen, die zum Teil aufwendig wieder hergerichtet werden. Einige zeigen noch über den Türen den Rang des ursprünglichen Mandschu Besitzers an.
Janet, unsere chinesische Führerin, holt uns am nächsten Morgen zur ersten Besichtigungstour ab. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens, vor dem Mao Mausoleum, stehen bereits lange Menschenschlangen.
Vom Platz des Himmlischen Friedens zur Verbotene Stadt, dem kaiserlichen Palast und Zentrum der Macht von 1420 bis 1912, ist es nur einen Katzensprung. Überall drängen sich große chinesische Touristengruppen mit ihren Reiseführern, die durch ein Mikrofon lautstark ihre Leute informieren. Wir sind froh, dass unsere Gruppe nur aus uns beiden besteht. Hallen, Paläste und Marmorbrücken der Verbotenen Stadt sind überwältigend.
In einem Freizeit Park, ehemals kaiserliches Jagdrevier, in dem viele Chinesen verschiedenen Aktivitäten nachgehen, liegt die große Tempelanlage des Himmlischen Friedens, erbaut von der Tang Dynastie 600-900. Hier brachte der Kaiser als Sohn des Himmels jedes Jahr das Ernte Opfer.
Am Abend landen wir im berühmtesten Pekingenten Restaurant der Stadt, Qianmen Quan Ju De. Hier tranchiert der Koch „unsere“ Ente gekonnt am Tisch und legt die leckeren Stücke vor. Ein Genuß!
Bei Badaling windet sich die Große Mauer über steile Gebirgskämme ins Unendliche. Dieses gigantische Schutzbauwerk, dessen Abschnitte, alle zusammen genommen, fast dreißigtausend Kilometer lang sind, und an der chinesischen Kaiser Jahrhunderte gebaut haben, hat ihren Zweck ebenso verfehlt, wie andere Mauern auch.
In einem Textil Unternehmen lassen wir uns erklären, wie die Kokons der Seidenraupen maschinell abgewickelt werden und ein erstes Seiden Vorprodukt aus den filigranen Fäden entsteht.
Von Peking fliegen wir nach Lhasa, 3700 Meter auf dem tibetischen Hochplateau gelegen. Dort erwartet uns Lucky, ein freundliches junges Mädchen – eine Han Chinesin. Auf dem Weg in die Stadt werden wir in einem traditionellen Dorf herumgeführt und von einer Familie zum Tee eingeladen, natürlich mit Yak Butter!
Der weltberühmte Potala Palast, dessen Anfänge aus dem 7. Jahrhundert stammen und an dem bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, erhebt sich eindrucksvoll auf dem Roten Berg über Lhasa. Die ehemalige Residenz des Dalai Lamas hat 13 Stockwerke und 999 Räume. Potala mit seinen vielen Kapellen und Stupas bleibt neben dem Jokhan Tempel das wichtigste Pilgerziel der immer noch zutiefst buddhistischen Tibeter.
Lhasa bleibt unverändert das Ziel tausender tibetanischer Pilgern, davon viele nach einer hunderte Kilometer langen Wallfahrt zu Fuß, die sich langsam die steile Straße zum Potala Palast empor schieben. Wir schließen uns an. Im Inneren der riesigen Anlage verbinden viele steile, enge Stiegen die verschiedenen prächtigen Gebäude mit den goldenen Altären und Stupas.
Im berühmten Jokhan Tempel aus dem 14. Jahrhundert, den jeder tibetische Buddhist wenigstens einmal in seinem Leben besucht haben soll, erhalten wir bereitwillig Auskunft.
In „Downtown Lhasa“ durchstöbern wir noch den Basar in der Barkhor Street, bevor wir unser Hotel verlassen und zum Flugplatz fahren, nächstes Ziel die alte Kaiserstadt Xi’An.
Bei Xi’ An sind die lebensgroßen Terrakotta Krieger gefunden worden, die der erste chinesischen Kaiser, Quin Shi Huangdi, 200 vor Christus mit ins Grab genommen hat. Ungefähr 700.000 Handwerker sollen 37 Jahre daran gearbeitet haben. Jeder Krieger ist ein Unikat, aber am meisten beeindruckt der Streitwagen mit Fahrer und vier angeschirrten Pferden – alles aus Bronze.
Nur ein winziger Teil der riesigen unterirdischen Grabanlage, die sich über ein Areal von 56 km² erstreckt, ist bisher ausgegraben worden.
Xi’An hat uns noch viel mehr zu bieten. Besonders gut haben uns, neben einer Tang Dynastie Musik Show und einem Dampling Essen im besten kantonesischen Restaurant der Stadt, die buddhistischen Wild Goose Pagode und die islamische Große Moschee in Form eines chinesischen Tempels gefallen.
Nach drei Tagen sitzen wir im Flieger nach Guilin, im Süden Chinas, und fahren weiter nach Yangshuo am Li Fluss einem entzückenden kleinem Ort. Morgen haben wir frei.
Herrlich, kein Programm! Wir mieten Fahrräder, fahren auf engen Wegen über Land. Schließlich erreichen wir eine Stelle am Li Fluss, wo wir unsere Räder auf eins von vielen kleinen Bambusflößen packen können. Wir genießen die von vielen Künstlern gezeichnete, berühmte Guilin Landschaft mit ihren Kalksteinfelsen. Nach ein paar Stunden ist das Vergnügen leider zu Ende und wir suchen und erfragen (mit Händen und Füßen) den Weg zurück nach Yangshuo.
Wir fliegen nach Chongqing, 32 Millionen Einwohner! Dort besteigen wir das in Deutschland gebautes 5-Sterne Flussschiff Princess Jeannie, auf dem wir vier Tage lang den Yangtse bis nach Wuhan, jenseits des großen Staudamms, befahren wollen.
Es geht den schnell fließenden Fluss hinunter nach Fengdu. Die ganze Stadt versank im Stausee und wurde an anderer Stelle 180 Meter höher am Hang wieder aufgebaut. Dabei wurde auf die Bevölkerung keine Rücksicht genommen. Der alte Tempelbezirk, Ghost City genannt, liegt auf einer Bergspitze hinter der Stadt und ist mit sehr beeindruckenden Skulpturen und Tempeln bebaut. Je höher man steigt, desto eindrucksvoller werden die Figuren zur Abschreckung der Geister und desto scheußlicher die Dämonen.
Im Morgenlicht des nächsten Tages fahren wir durch die Wu Schlucht, die zweite der drei berühmten Yangtse Schluchten, deren Enge und Strömungen früher ein gefährliches Schifffahrtshemmnis bildeten.
Nach einer weiteren knappen Stunde werden wir auf kleine Ruderboote verteilt, jeweils etwa zehn bis zwölf Leute pro Boot. Drei Ruderer und ein Steuermann manövrieren uns einen immer flacher und schmaler werdenden Wasserlauf hinauf, dessen Ufer immer steiler und felsiger werden, bis es zu flach zum Rudern wird. Unsere Ruderer steigen aus, und treideln das schwere Boot über die Stromschnellen, um zu zeigen, wie es früher war!
Der Wasserpegel des Yangtse ist seit Baubeginn des vor uns liegenden Drei Schluchten Damms bereits um 140 Meter gestiegen und wird nach Fertigstellung 2009 noch mal um 35 Meter steigen. Rücksichtslos wurden mindestens 1,3 Millionen Menschen umgesiedelt und eine völlig neue Infrastruktur am Ufer geschaffen. Weiter geht es zu den Sandouping Schleusen mit denen wir in einer gigantischen fünfstufigen Schleusentreppe, das riesige Bauwerk des Drei Schluchten Damms umschiffen. Das dauert den ganzen Nachmittag bis in die Nacht hinein, über 100 Meter werden wir in die Tiefe geschleust!
Wenn der Damm 2009 fertig gestellt sein wird, ist die Sperrmauer 180 Meter hoch und 2,25 Kilometer lang, der Stausee dahinter 630 Kilometer. Die Leistung des Kraftwerks von 18,2 Giga Watt soll der Kapazität von 15 Atomkraftwerken entsprechen oder hier in China, dem Verbrennen von 50 Millionen Tonnen Kohle im Jahr. Überall sieht und spürt man die allgegenwärtige, schlimme Luftverschmutzung durch die Kohleverbrennung. Für die riesige Menge Energie, die hier durch Wasserkraft gewonnen wird, erscheinen die enormen ökologischen Veränderungen fast vertretbar. Des Weiteren soll der Damm in Zukunft große Überschwemmungen verhindern und die Schifffahrt, die bisher durch Untiefen und Klippen gefährdet war, auf dem drittgrößten Fluss der Welt sicherer machen. Mit der vollen Stauhöhe werden Schiffe bis 10.000 Bruttoregistertonnen den wichtigen Binnenhafen von Chongqing anlaufen können.
Jetzt fließt der Fluss ruhiger, auch die Ufer sind weniger dramatisch, schließlich erreichen wir Wuhan, mit 8 Millionen Einwohnern! In Wuhan besuchen wir das Hubei Museum, wo alle Fundstücke aus dem Grab des Marquis Li ausgestellt sind, der 433 vor Christus gestorben ist. Er nahm sein ganzes Damenorchester mitsamt Musikinstrumenten mit ins Grab; darunter ein riesiges, 9 mal 5 Meter großes Bronzeglockenspiel und über hundert andere Instrumente. Gerade gibt es ein Konzert mit Replikas der alten Instrumente. Ein optisch beeindruckendes Schauspiel, für uns jedoch kein großer akustischer Kunstgenuss.
Wieder sitzen wir im Flugzeug, diesmal geht es nach Schanghai. Wir sind sehr zentral untergebracht, nahe dem Bund, der Promenade entlang des Huangpu Flusses. Hier stehen die wundervollen alten neoklassizistischen Gebäude aus der Zeit der europäischen Enklaven in China. Gegenüber auf der anderen Seite des Flusses erstreckt sich auf einer Halbinsel die beeindruckende Skyline mit dem Fernsehturm.
Nach unserem Besichtigungsprogramm, einschließlich der prächtigen Yu Yuan Gärten, der malerischen und nahrhaften Altstadt Qibao und eines Farewell Dinners im Wang Bao, bildet eine atemberaubende Akrobatikshow im Shanghai Central Theater den offiziellen Abschluss unserer Tour.
Nun haben wir noch einen Tag frei zum zum Antikshoppen bevor wir am nächsten Tag den „Heimflug“ nach Langkawi in Malaysia antreten und wieder an Bord von SUBEKI gehen.
In diesen drei Wochen haben wir soviel von China gesehen und erlebt wie man nur kann. Ein wahrhaft großes Land mit einer großartigen Kultur. Das war mit Abstand unser bester „Landausflug“!
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